Als Bindeglied zwischen einfachen Nahrungsergänzungsmitteln und komplexen Arzneimitteln hat die orthomolekulare Medizin einen festen Platz in der komplementärmedizinischen Praxis. Jedoch bedeutet das Arbeiten mit der orthomolekularen Medizin in der Praxis weit aus mehr, als z. B. den Vitamin D Spiegel zu kontrollieren und aufzufüllen.
Zu erst einmal geht es nur zu einem kleinen Teil um Vitamine. Heute weiß man, dass zu den wichtigen Mikronährstoffen auch Vitaminoide, Mineralstoffe, essentielle Fettsäuren und Aminosäuren gehören. Hier nun ein Nahrungsergänzungsmittel zu finden, das alles bieten kann, dürfte schwierig sein und ist auch nicht sinnvoll.
Zum anderen wird in der orthomolekularen Medizin genau betrachtet, welche Krankheitssymptome beim Patienten bestehen, welchen Lebensstil er führt, wie er sich ernährt und welche weiteren Risikofaktoren, wie z. B. Rauchen, Medikamenteneinnahme oder Langstreckenflüge, bestehen.
Daraus ergibt sich dann ein ganz individueller Mikronährstoffbedarf, der bei jedem ganz unterschiedlich ist. Denn das ist genau das Problem, bei der Einnahme irgendwelcher Vitaminpräparate, die alle gleich sind – der einzelne Patient und seine Bedürfnisse sind es eben nicht.
Ergänzt wird die Analyse des Mikronährstoffbedarfs dann durch Labordiagnostik, da die Einnahme der Mittel immer unter Spiegelkontrolle und zeitlich begrenzt erfolgen sollte.
Natürlich kann und möchte die orthomolekulare Medizin die gesunde Ernährung niemals ersetzen, sondern diese bei erhöhtem Bedarf eben ergänzen.
So lässt sich die orthomolekulare Medizin in der Praxis vielseitig einsetzen, angefangen von präventivmedizinischer Betreuung zur Steigerung des Wohlbefindes, zur Begleitung im Freizeit- und Leistungssport oder im Rahmen des „better aging“. Bei schweren Erkrankungen kann unterstützend gearbeitet werden und im Arzneimittelmanagement kann die Verträglichkeit der Arzneimittel untereinander verbessert werden.